Earthship: Vollkommen nachhaltig wohnen im Recycling-Haus

Michael Reynolds begann 1971 in der Wüste von New Mexico ein Haus aus alten Bierdosen zu bauen. Das erste Earthship. Man hielt ihn für einen Freak. Sein Konzept, heute, 40 Jahre später wird weltweit kopiert. Warum das so ist und ob es tatsächlich möglich ist, ein Haus aus Müll zu bauen, erfahren Sie hier.

Was ist ein Earthship?

Ein Earthship ist ein nachhaltig gebautes Haus aus recyceltem Material, welches komplett autonom sein kann. Das bedeutet, es versorgt sich selbst mit Strom, Wasser, Nahrung, Luft, etc. Die Earthship-Bauweise ist für viele eine willkommene Alternative zum klassischen Baustil. Und vor allem: Es kann jeder bauen, wenn er das möchte. Ein Earthship basiert auf 6 Grundprinzipien:

  1. Wasser
  2. Elektrizität
  3. Abwasser
  4. Lebensmittel
  5. Wohnen,
  6. Recycelte Materialeien

Die 6 Earthship Grundprinzipien 

Wasser

Regen und Schmelzwasser nutzt man im Earthship 4-mal. Zuerst gesammelt, mit Pumpen und Filtern gereinigt und schließlich zum Kochen und Putzen verwendet. (Man verwendet natürlich biologisch abbaubare Produkte)

Danach wird es in Pflanzenkammern geleitet, von Pflanzen gereinigt, damit es dann wieder als Toilettenwasser genutzt werden kann. Danach wird es in einen septischen Behälter mikrobiell behandelt und schließlich als unterirdische Bewässerung für den Garten eingesetzt.

Elektrizität

Ein Earthship produziert seinen eigenen Strom über ein Photovoltaik– und Windkraftsystem. Die Energie, die man dabei erzeugt, speichert man in Batterien, die man dann im ganzen Haus nutzt. Oft nutzt man eine Kombination aus Gleich- und Wechselstrom. Strom für Heizung- und Klimaanlage ist nicht notwendig, da es keine gibt. Oder zumindest nicht in herkömmlicher Form.

Abwasser

Das Abwasser wird im Earthship zur natürlichen Ressource. Aber auch bei Gebäude-Sanierungen empfiehlt Michael Reynolds sein Earthship-Grauwasser-System.

Bauen mit recyceltem Material

Quelle: Patrick Tombola Michael Reynolds vor seinem Earthship

Lebensmittel

In botanischen Zellen pflanzt man Lebensmittel und Pflanzen an. Beispielsweise baut man Gemüse und Obst im Inneren des Earthships an. (Brokkoli, Möhren, Grapefruits, Mandarinen etc.)  Beachtet man Faktoren wie Sonne, Schatten, Bodenqualität, ergeben sich viele Möglichkeiten.

Grundprinzip Heizung und Klima

Da keine herkömmliche Heizung- sowie Klimaanlage im Earthship genutzt wird, muss Wärme und Lüftung auf andere Weise funktionieren. Die Nordseite wird mit thermaler Masse gebaut und gut isoliert. Das Material (meist Autoreifen mit Erde und Lehm) speichert Wärme. Denn auf der Südseite baut man meist eine Art Glashaus, damit die Pflanzen genügend Licht bekommen.

Im Sommer erwärmt sich also das Glashaus, zieht die warme Luft aus dem Wohnbereich der Nordseite. Zusätzlich öffnet man in der Erde vergrabenen Lüftungsschächte. Die befördern kühle Luft ins Earthship und halten die Temperatur angenehm tief. Wir sprechen hier von konstanten (18-24 Grad).

Nachhaltige Materialien und Kosten

Ein Earthship wird aus natürlichem oder recyceltem Materialien gebaut. Alte Autoreifen, die mit Erde und Lehm verbaut sind, sind oft das tragende Material des Hauses.  Es wird aber auch Holz, Glas, Stein etc. verwendet.

Obwohl ein Earthship aus recyceltem Material besteht, muss man in Europa neben Baugrundbeschaffung, bürokratischen Kosten, Material sowie eigener investierter Arbeitszeit und -kraft mit einer Bausumme von bis zu 400.000 – 500.000 Euro rechnen.

Kein Schnäppchen also. Wer trotzdem neugierig geworden ist, kann sich sogar einen Urlaub in einem Earthship buchen und testen wie es sich anfühlt, in so einem Haus zu wohnen.

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